Am vergangenen Wochenende nahm Jost in Andorra an den Europameisterschaften im Wintertriathlon Teil – und holte sich souverän den Titel! Der TCZ gratuliert zu dieser phänomenalen Leistung! Jost hat uns einen spannenden Bericht geschrieben:
Bericht Andorra Winter Champs vom 29.1.2023
Der Rennmorgen in Andorra auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel in der schönen Umgebung des Naturland Bike Centers war sehr kalt. Eine übersichtliche Gruppe von Age Groupern fand sich ein um die Europameisterschaft unter sich auszumachen.
Im hauptsächlich spanischen Starterfeld waren auch einige Engländer, Franzosen, Tschechen, Deutsche, Italiener, Österreicher, Esten und ich als einziger Schweizer.

Die Strecke bestand aus 6 km Laufen, 13 km Mountainbiken und 9 km Skaten, wobei in jeder Disziplin mehrere Runden zu absolvieren waren. Es lag zwar nur spärlich Schnee, aber die Strecke war hervorragend hergerichtet. Auf dem frisch präparierten Schnee fand man ziemlich gut Halt, jedenfalls in der ersten der vier Laufrunden. Dann wurde es mit jeder Runde weicher und man musste ständig die Linie optimieren, um nicht unnötig Kraft zu verlieren durch Rutschen und Einsinken. Ich setzte mich an die Fersen des an dritter Stelle laufenden Spaniers. Ein Engländer und ein weiterer Spanier waren vor uns.
In der ersten Kurve nach dem Wechsel auf das Mountainbike stürzten die beiden Fahrer vor mir, weil sich der Spanier im Absperrnetz verfing und einen anderen Fahrer mitriss. Dadurch machte ich sofort zwei Positionen gut und war nun an dritter Stelle. Die Strecke war erstaunlich technisch gestaltet. Bei der ersten Abfahrt im Wald traversierte man einen schneebedeckten Hang mit einigen Unebenheiten. Für einmal Stand nicht Aerodynamik, sondern technisches Geschick im Mittelpunkt. Zum Glück hatte ich für diesen Wettkampf dickere Reifen mit tiefen Stollen aufgezogen. Das hat sich ausgezahlt, denn ich hatte weniger Probleme als die meisten anderen Athleten, die hauptsächlich mit eher schmalen Cross-Country-Reifen unterwegs waren.

Ich spürte die Anstrengung und die Kälte. Die Luft ist auf über 2000m dünn und nach dem harten Lauf konnte ich nicht die gewohnte Leistung abrufen. Die Atmung war flach und die Wattzahlen waren viel zu tief! Hatte sich meine Form in den fast velofreien Winterwochen etwa komplett in Luft aufgelöst? Als ich von einem Spanier überholt wurde, dachte ich, dass ich nun definitiv in einer Krise stecke. Zum Glück blieb es bei dieser einen Überholung und ab der zweiten Runde, war ich ständig am Überrunden, was meine Gefühlslage etwas stabilisierte. Es ging wohl den Meisten ähnlich wie mir. Blöd war nur, dass ich mich nicht verpflegen konnte, da meine Trinkflasche gefroren war. Ein Anfängerfehler! Beim nächsten Mal werde ich eine isolierte Trinkflasche mit einem warmen Getränk füllen.
Beim Wechsel auf die Skier kämpfte ich mit weiteren Tücken des Wintertriathlons. Zwar hatte ich das Anziehen der Schuhe extra geübt und sogar elastische Schnürsenkel an meine Langlaufschuhe gemacht, aber mit kalten Händen und dem gefrorenen Reissverschluss ging trotzdem alles dreimal länger als beim Üben im warmen Hotelzimmer. Ich wechselte als vierter Athlet auf die Skier. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich in meiner Altersklasse bereits an der Spitze lag, und es war mir auch egal. Ich wollte als Erster des gesamten Feldes die Ziellinie überqueren. Doch die anderen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Sichtweite. Nach mehr als einer Stunde Renndauer hatte sich das Feld bereits weit auseinandergezogen. Zu meinem Erstaunen überholte ich gleich am ersten Anstieg den Spanier, der mich auf dem Bike überholte hatte und einen sehr starken Eindruck machte. So schlecht war meine Leistung auf dem Velo wohl doch nicht. Mitte der ersten Runde konnte ich einen weiteren Platz gutmachen. Würde es wirklich für den Gesamtsieg reichen? Ich wusste, dass ich jetzt wahrscheinlich auf Platz zwei liege. Wie stark ist der Spanier, der auf Skating-Skiern an erster Stelle läuft? Tatsächlich überholte ich ihn eine Runde später und ich konnte auf der letzten Runde meinen Vorsprung noch ausbauen, so dass ich mit über 2 Minuten Vorsprung als erster ins Ziel einlaufen konnte.

Der familiäre Austausch mit den anderen Athleten und Supportern rundete den top organisierten Anlass ab. Hoffentlich wird es bald auch in der Schweiz wieder einen Wintertriathlon geben, denn es ist mehr als nur eine hervorragende Vorbereitung für die Sommersaison!